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Thomas Müntzer mit besonderer Rücksicht auf seine Rezeption bei Ernst Bloch

Zusammen mit der Evangelischen Stadtakademie Aachen (ESA) kündigen wir unter den Regionalangeboten unserer Gesellschaft am 17. September 2024 (ab 18.00 Uhr) in der Reihe „Schlüsseltexte der christlichen Mystik“ eine nächste Lektüre an. In dieser soll es in einer in diesem Rahmen letzten Reihe zur „Verzweigung“ der Mystik im „evangelischen (bzw. protestantischen) Raum“ v.a. um Thomas Müntzer (1488/89-1525) gehen.

Thomas Müntzer war zunächst Anhänger Luthers und wurde später zu dessen engagierten Gegenspieler. Wie bei Luther hatte auch seine Theologie bedeutsame Wurzeln in der spätmittelalterlichen Mystik. Spannend ist, dass er sich dabei z.T. auf die selben Texte beruft (Taulerpredigten, Theologia Deutsch usw.), aber völlig andere, mitunter entgegengesetzte Konsequenzen daraus zieht (etwa, was das Verhältnis von Frömmigkeit und Politik betrifft). Dies wollen wir in unserer Lektüre besonders beleuchten.

Ein wichtiges Kapitel in der Müntzer Rezeption war der marxistische Blick auf den Reformator. Dabei sind die spirituellen Grundlagen Müntzers oft außen vor geblieben. Einer der dies schon früh zu vermeiden wusste, war der große marxistische Philosoph und Mystik-Kenner Ernst Bloch (1885-1977). Auch auf sein Müntzer-Bild wollen wir eingehen.

Unsere Veranstaltung wird digital (per ZOOM), aber auch in der Akademie in Aachen (also hybrid) stattfinden. Anmelden dazu können Sie sich hier (oder mit einer direkten Mail an simone.graff@ekir.de). Bei der ESA erhalten Sie bei Bedarf auch nähere Informationen über das neue Format unserer Veranstaltungen.

In die Veranstaltung wird Dr. Marco A. Sorace (Düsseldorf) einführen; die Leitung hat Dr. Uwe Beyer (Aachen).

Den Lektüretext können Sie hier herunterladen (ab dem 20.08.2024):

Textauswahl von Gerhard Ruhbach nach: Ders. / Josef Sudbrack (Hg.), Christliche Mystik. Texte aus zwei Jahrtausenden. München: C.H.Beck 1989, S. 274-276 (Text: Thomas Müntzer, Schriften und Briefe. Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. v. Günther Franz, Gütersloher Verlagshaus 1968, S. 250-252; 387f,; 285f, u. 291f.).

Ernst Bloch, Thomas Müntzer als Theologe der Revolution (1921). Frankfurt /M.: Suhrkamp 1962, S. 213-230.

Literaturhinweis:

Bernard McGinn,

Die Mystik im Abendland.

Band 6/1; Verzweigung.

Protestantische Mystik (1500-1650)

Freiburg i. Br.: Herder 2017, S. 109-125.

Besondere Literaturempfehlung:

Hans-Jürgen Goertz, Der Mystiker mit dem Hammer. Die theologische Begründung der Revolution bei Thomas Müntzer. In: Ders. / Abraham Friesen (Hg.), Thomas Müntzer. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 1978, S. 403-444, bes. 438ff. („Das mystische Grundkonzept“).

Text zu den „evangelischen Schwierigkeiten im Umgang mit Mystik“:

In: Volker Leppin / Marco A. Sorace, Mystik im ökumenischen Horizont. Schwierigkeiten und Chancen in katholischer und evangelischer Theologie, in: Catholica. Vierteljahresschrift für ökumenische Theologie 63 (2009), S. 261-283, 273ff. (Was die Erarbeitung der Inhalte anging, haben sich die Autoren in den jeweiligen Kapiteln nach Konfession aufgeteilt, so dass dieses Kapitel hauptsächlich auf Volker Leppin zurückgeht.)

Programm im 2. Halbjahr 2024

  • 27.8.2024 | Martin Luthers mystisches Erbe – Tauler, „Theologia Deutsch“ und ‚Die andere Seite der Reformation’
  • 17.9.2024 | Thomas Müntzer mit besonderer Rücksicht auf seine Rezeption bei Ernst Bloch
  • 8.10.2024 | Johann Valentin Andreae und der Orden der Rosenkreuzer
  • 5.11.2024 | Friedrich Christoph Oetinger und seine Wirkung auf Hölderlin, Schelling und andere Dichter und Denker
  • 3.12.2024 | Dorothee Sölles evangelischer Blick auf die Mystik – auch als ein Rückblick auf sechs Jahre unserer Lektüren

Überblick und Zusammenfassungen der vergangenen Lektüre

  • 1. Halbjahr 2019: Evagrius Ponticus/Wüstenmütter und -väter, Dionysius (Pseudo-)Areopagita, Bernhard von Clairvaux, Meister Eckhart, Jakob Böhme, Simone Weil – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 2. Halbjahr 2019: Hildegard von Bingen, Marguerite Porete, Johannes vom Kreuz, Dag Hammarskjöld – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 1. Halbjahr 2020: Origenes, Johannes Scottus Eriugena, Mechthild von Magdeburg. – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer (Mechthild von Magdeburg wird noch nachgereicht).
  • 2. Halbjahr 2020: Gregor von Nyssa – Maximus Confessor, Hadewich von Anvers, Teresa von Ávila, Rudolf Steiner, Thomas Merton – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 1. Halbjahr 2021, Thomasevangelium, Augustinus, Bonaventura, Luther, Teilhard de Chardin, Henri Le Saux – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 2. Halbjahr 2021: Johannes Klimakos, Heinrich Seuse, Ignatius von Loyola, Madame Guyon, Dietrich Bonhoeffer – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 1. Halbjahr 2022: Gregor der Große, „Schwester Katrei“, Geert Groote und die Devotio moderna, Gerhard Tersteegen, Charles de Foucauld, Dom Helder Camara – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 2. Halbjahr 2022: Paulus, Symeon der Neue Theologe, Gregorios Palamas, Nikolaus von Kues, Angelus Silesius, Carl Albrecht – Zusammenfassung – von Dr. Uwe Beyer.
  • 1. Halbjahr 2023: „Vordenker“ EckhartsEckharts „Reden der Unterweisung“, Eckharts „Lateinisches Werk“, Eckharts Umfeld „Die Überfahrt zur Gottheit“, Eckharts Schüler „Johannes Tauler“, Eckharts Nachwirkungen „Gottesfreunde“ – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 2. Halbjahr 2023: Rupert von Deutz – Bild-Zusammenfassung von Dr. Marco A. Sorace, Hugo von St. Viktor und die Viktoriner – Zusammenfassung, Dionysius Areopagita und die Geburt der Kathedrale – Zusammenfassung , Mystiker aus Cîteau – Zusammenfassung, Petrus Abeleard – Zusammenfassung, Joachim von Fiore, Aufsatz (Der undialektische Dreischritt) und Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer
  • 1. Halbjahr 2024: „Das Buch vom Freund und vom Geliebten“ – Raimund Lull als Vorläufer der spanischen Mystik, Franziskus von Osunas kontemplative Mystik der Sammlung – und ihr Verhältnis zur Bewegung der „Alumbrados“, Der Mönch Garcías von Cisneros und sein Einfluss auf die „Geistlichen Übungen“ bei Ignatius von Loyola; Teresa von Ávilas „Wohnungen der inneren Burg“ – eine vertiefende Lektüre und Hinweise auf Diego von Jesús als Interpret der Mystik des Johannes vom Kreuz, Luis von León und die Mystik der spanischen Augustiner